Schubart und die Frauen
„Nur zu frühe für meine Ruhe, und zu störend für Wissenschaft und Tugend“ wie er später in seinen Lebenserinnerungen festhielt, machte Schubart etwa im Alter von 17 Jahren seine ersten Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht. Von da an führte er zeitlebens ein sehr ungezwungenes Liebesleben. Bei seinem Umzug nach Geislingen im Oktober 1763 ließ er etwa eine gewisse Katharina Darm (1743–1780) in Aalen zurück, die später seinen Bruder Johann heiratete.
Knapp einen Monat später, im November 1763, teilte Schubart seinen Eltern überraschend mit, dass er heiraten werde. Der Geislinger lokalen Legende zufolge hatte der ehrgeizige Hilfslehrer unmittelbar nach seiner Ankunft den verschiedenen Honoratioren der Stadt seine Aufwartung gemacht, um sich gesellschaftlich zu etablieren. Sein Weg hatte ihn auch zum Alten Zoll geführt, wo Johann Georg Bühler amtierte. Diesen bat Schubart unumwunden um die Hand seiner Tochter Helene, die er kaum – oder sogar gar nicht – kannte. Dem verdutzten Oberzoller soll er außerdem beharrlich erklärt haben, er werde dessen Haus erst verlassen, wenn dieser seine Einwilligung gegeben habe.
Am 5. November wurde schließlich die Verlobung zwischen dem selbstbewussten Neuankömmling und der 19-jährigen Helene Bühler bekannt gegeben. Am 10. Januar 1764 fand die Hochzeit statt.
Schubart war seiner Frau ein aufbrausender, teils gewalttätiger und untreuer Ehemann. Nach stürmischen Anfangsjahren stabilisierte sich allerdings das Verhältnis des Paares. Von seiner Ehe mit der pietistisch erzogenen, schüchternen Helene schrieb der Querdenker und Lebemann Schubart rückblickend: „Ich konnte mein Weib durch ihre Verheiratung nicht glücklich machen. Es war die Verbindung des Sturmes mit der Stille, der feurigen Torheit mit der abgekühlten Vernunft, der Anarchie mit der Ordnung. Ich war viel zu wild, um die Seligkeit des häußlichen Lebens ganz empfinden zu können (…).“
Das Schwabenmädchen
Ich Mädchen bin aus Schwaben,
Und braun ist mein Gesicht;
Der Sachsenmädchen Gaben
Besitz’ ich freilich nicht.
Die können Bücher lesen,
Den Wieland, und den Gleim;
Und ihr Gezier und Wesen
Ist süß wie Honigseim.
Der Spott, mit dem sie stechen,
Ist scharf wie Nadelspitz;
Der Witz, mit dem sie sprechen,
Ist nur Romanenwitz.
Mir fehlt zwar diese Gabe,
Fein bin ich nicht und schlau;
Doch kriegt ein braver Schwabe
An mir ne brave Frau.
Das Tändeln, Schreiben, Lesen
Macht Mädchen widerlich;
Der Mann, für mich erlesen,
Der liest einmal für mich.
Ha, Jüngling, bist aus Schwaben?
Liebst du dein Vaterland?
So komm, du sollst mich haben.
Schau hier ist meine Hand!
in: Sämtliche Gedichte von Christian Friedrich Daniel Schubart, Bd. 3, 2. erw. Aufl., Frankfurt am Main 1829, S. 70-71.