Schubart im Kreis seiner Familie

zum Anhören: Schubart im Kreis seiner Familie

Nach der Hochzeit im Januar 1764 bezog das frischgebackene Ehepaar Schubart in Geislingen eine Vierzimmerwohnung im zweiten Stock. Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert in der Schlossgasse, das heute als „Schubarthaus“ bezeichnet wird, befindet sich in unmittelbarer Nähe des heutigen Geislinger Rathauses. Die Wohnung war in Laufweite des Alten Zolls und damit stets im Visier des strengen und kritischen Schwiegervaters, Oberzoller Johann Georg Bühler. Häufig floh Helene vor den jähzornigen Ausbrüchen ihres Mannes in das elterliche Haus.
 
Am 14. Februar 1765 wurde in der gemeinsamen Wohnung Ludwig Albrecht geboren, der nach Schubarts Tod 1793 den zweiten Band der Autobiographie seines Vaters, Schubarts Leben und Gesinnungen von ihm selbst, im Kerker aufgesetzt, herausgab. Am 30. Mai 1766 kam Johann Jakob zur Welt, der allerdings schon zwei Wochen später verstarb. Am 16. Juli 1767 wurde schließlich Schubarts Tochter Juliane geboren, die später eine Karriere als Sängerin verfolgte. Nach Juliane wurden dem Ehepaar Schubart noch drei weitere Kinder geboren, die allerdings alle vor Erreichen des ersten Lebensjahres starben. So rücksichtslos er sich teils seiner Frau gegenüber gab, so zeigte sich Schubart seinen Kindern gegenüber stets vorbildlich. Ludwig schrieb rückblickend über seinen Vater: „Gegen seine Kinder – bewies er frei wie gefangen, abwesend und reisend wie daheim, eine immer gleiche Liebe“.
 
Eine weitere wichtige Bezugsperson im Familienkreis war für Schubart sein enger Freund und Schwager, der Pädagoge und Theologe Christian Gottfried Böckh (1732-1792), der Schubarts Schwester Juliana Friederika geheiratet hatte. Schubart und Böckh pflegten zeitlebens einen regen Briefkontakt.

zum Anhören: Gedicht über den Verlust seines neugeborenen Sohnes Johann Jakob

Folgendes Gedicht verfasste Schubart nach dem Tod seines neugeborenen Sohnes Johann Jakob († 30. Mai 1766) in einem Brief vom 16. Juli 1766 an seinen Schwager Christian Gottfried Böckh in Esslingen. Wie die in Geislingen verfassten Todesgesänge beleuchten auch diese knappen einfühlsamen Zeilen eine andere Facette des in der Nachwelt vor allem für seine polternden, provokanten Schriften bekannten Schriftstellers Schubart.

 
Nun kenn’ ich ihn, den tödtlichsten der Schmerzen,
Nun weiß ich auch, was Mutterliebe thut;
Denn ach! es fällt aus meinem Herzen
Der erste Tropfen Blut.
 
Mein erstes Kind, die schönste meiner Freuden,
Des jungen Frühlings Morgenroth,
Mein Jakob starb! – Ein Wort voll Leiden
Und grausam wie der Tod.
 
Still wie der Balsam fleußt die mütterliche Zähre
Auf seine kleine Gruft herab.
Ein Blick des Vaters sieht hinauf in jene Sphäre,
Der andre sinkt ins Grab.
 
 
in: Christian Friedrich Daniel Schubart, Briefwechsel, Bd. 1, hg. v. Bernd Breitenbuch (Bibliotheca Suevica 20), Konstanz 2006, S. 83.