Ehrenmitglieder

Prof. Hermann Bausinger (*17.09.1926 – †24.11.2021)

Prof. Hermann Bausinger ist anlässlich seines 95. Geburtstags im September 2021 zum Ehrenmitglied der Schubart-Gesellschaft ernannt worden.

Geboren am 17. September 1926 in Aalen , studierte er in Tübingen Germanistik, Anglistik, Geschichte und Volkskunde, promovierte und wurde er 1960 Professor für Volkskunde in Tübingen. Bausinger baute den Lehrstuhl zum Institut für Empirische Kulturwissenschaft aus, dessen Direktor er bis zu seiner Emeritierung 1992 war.

Prof. Hermann Bausinger ist  Autor und wortgewandter Redner in Schubart`scher Tradition, seinen Lesern, Zuhörern und Landsleuten in „herzlicher Zuneigung“ verbunden, wie es in der Laudatio zur Auszeichnung mit der Ehrenplakette in Silber der Stadt Aalen hieß.

In seinem vielfältigen Wirken und aufklärerischen Einsatz für Geschichte und Kultur des Landes hat sich Prof. Hermann Bausinger auch um den schwäbischen Dichter, Musiker und Journalisten Christian Friedrich Daniel Schubart verdient gemacht. 39 Jahre war er Jurymitglied des Schubart-Literaturpreises, davon 16 Jahre als deren Vorsitzender.

Für seine Verdienste wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und der Großen Staufermedaille in Gold.

Verena Güntner

© Stefan Klüter

Verena Güntner spielte nach ihrem Schauspielstudium am Mozarteum in Salzburg viele Jahre am Theater. Für einen Auszug aus ihrem Debüt ES BRINGEN (Kiepenheuer & Witsch, 2014) erhielt sie beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb den Kelag-Preis. Der Roman wurde auch für die Bühne adaptiert. POWER, ihr zweiter Roman, erschien im Frühjahr 2020 bei DuMont und wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. 2022 wird POWER am Schauspielhaus Frankfurt uraufgeführt werden. Verena Güntner ist Teil des Autorinnenkollektivs Writing with CARE / RAGE, das für die Vereinbarkeit von künstlerischer Arbeit uns Sorgearbeit eintritt. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Das Telefonat ereignete sich mitten in einem der vielen Lockdowns. Ich war mit allen drei Kindern zuhause, forschte, und las zu Schubart in den kurzen Pausen, die mir der Pandemie-Alltag lies. Eine Weile dachte ich darüber nach, ob Schubart das manchmal despotische Auftreten meiner Protagonistin Kerze ein Dorn im Auge gewesen wäre, verschob den Gedanken letztlich auf später … (Aus der Dankesrede von Verena Güntner zum Schubart-Literaturförderpreis am 24. Juli 2021)

Daniel Kehlmann

© Beowulf Sheehan

Daniel Kehlamm ist Preisträger des Schubart-Literaturpreises 2019 der Stadt Aalen. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt er für den Roman „Tyll“. Es ist ein großer Roman über die Macht der Kunst und die Verwüstungen des Krieges, über eine aus den Fugen geratene Welt.

1975 in München geboren, wuchs Kehlmann in Wien auf, wo er Philosophie und Germanistik studierte. 1997 erschien sein Debutroman „Beerholms Vorstellung“. Es folgten „Ich und Kaminski“ und 2005 „Die Vermessung der Welt“, sein in 40 Sprachen übersetzter, über zwei Millionen Mal verkaufter Bestsellerroman.

Kehlmann ist ein vielfach ausgezeichneter Autor. Neben dem Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen erhielt er u.a. den Frank-Schirrmacher-Preis, den Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg und den Anton-Wildgans-Preis. Heute lebt Daniel Kehlmann in Berlin und New York.

“ Schubarts Botschaft für seine nachgeborenen Kollegen liegt eben darin noch mehr als in seinem Werk. Er war der Mann, der das Unglück hatte, dass sich in seinem Fall das, was für die meisten nur eine latente Gefahr blieb, in voller Tatsächlichkeit realisierte. In dieser Hinsicht zeigt er in eine dunkle Zukunft, nämlich unsere Gegenwart. Er ist einer der ersten in der langen Gemeinschaft der eingesperrten, der gefolterten, der für eine Zeit oder für immer zum Schweigen gebrachten Schreiber. (…)  Es gibt so viele (…), deren einzige Hoffnung darin liegt, dass wir sie nicht vergessen – ebenso wie wir, ihre freien Kollegen, nie vergessen dürfen, wie viel Glück wir haben, solange wir schreiben dürfen was und gehen, wohin wir wollen.“ (Aus der Dankesrede von Daniel Kehlmann anlässlich der Preisverleihung am 27. April 2019 in Aalen.)

Nora Krug

© Nina Subin

Nora Krug ist Preisträgerin des Schubart-Literatur-Förderpreises 2019 der Kreissparkasse Ostalb. Sie erhielt den mit 7.500 Euro dotierten Preis für Ihr Buch „Heimat. Ein deutsches Familienalbum“. Die 1977 in Karlsruhe geborene Autorin studierte Bühnenbild, Dokumentarfilm und Illustration in Liverpool, Berlin und New York. Sie ist Professorin für Illustration an der Parsons School of Design in New York.

„Wir müssen die Demokratie nicht als einen Zustand, sondern als einen Prozess verstehen, an dem jeder von uns – jeden Tag – aktiv teilhaben muss, und verstehen, dass wir es unserer Demokratie schuldig sind, uns nicht davor zu scheuen, schwierige und unangenehme Fragen zu stellen.“ (Aus der Dankesrede von Nora Krug anlässlich der Preisverleihung am 27. April 2019 in Aalen.)

Saša Stanišić

© Katja Sämann

Saša Stanišić ist Schubart-Literaturpreisträger 2017. Ausgezeichnet wurde der 1978 in Visegrad, Bosnien-Herzegowina geborene Autor für den Erzählband „Fallensteller.“ 1992 kam er nach Ausbruch des Bürgerkrieges mit seiner Familie nach Deutschland, studierte  in Heidelberg Deutsch und Slavistik. In Leipzig absolvierte er am Deutschen Literaturinstitut ein Zweitstudium.

Für seinen Roman „Herkunft“ erhielt Stanišić 2019 den Deutschen Buchpreis und sorgte mit seiner Kritik an der Vergabe des Literaturnobelpreises an Peter Handke für Aufmerksamkeit.

„Ich schreibe gern über Verlierer. Ich träume gern ein bisschen mit ihnen und für sie auf Papier. Ich gebe ihnen eine Sprache, für die sie eigentlich Worte schon haben, nur wer hört da schon zu,(……) Aber auch Gewinner sind ja genug da, denen man auf die Finger, auf die Sprache,  auf das Siegen schauen kann und soll. (Aus der Dankesrede zum Schubart-Literaturpreis 2017)

Isabelle Lehn

© Sascha Kokot

Für ihren Debütroman „Binde zwei Vögel zusammen“ wurde Isabelle Lehn mit dem Förderpreis des Schubart-Literaturpreises 2017 ausgezeichnet. Die Schriftstellerin, 1979 in Bonn geboren, studierte in Tübingen und Leichester und promovierte in Rhetorik. Isabelle Lehn studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2019 erschien ihr zweiter Roman „Frühlingserwachen“.
 
„Nichts ist nichts oder verloren, solange die Freiheit bleibt, es in Literatur zu verwandeln“ (Aus der Dankesrede von Isabelle Lehn zum Schubart-Literaturförderpreis am 22. April 2017)

Karen Köhler

© Rothe

Karen Köhler lebt in Hamburg und ist Schauspielerin, Schriftstellerin und Illustratorin. Für ihr Debut „Wir haben Raketen geangelt“ wird Sie 2015 u. a. mit dem Schubart-Literatur-Förderpreis der Stadt Aalen ausgezeichnet. Die Laudatorin Verena Auffermann beschreibt den Ton der Erzählungen: „Das Köhlersche Personal ist jung. Gesprochen wird sehr direkt, umstandslos und schmucklos. Manchmal wird ein „du“ angesprochen. Es gibt keine Adjektivanhäufungen. Subjekt, Prädikat, Objekt. Es stehen auch nicht die Geldverdiener im Zentrum, sondern die Geld-Verlierer. Eigentlich interessiert das Geld gar nicht./…./ Es ist das Verhältnis zu den Menschen, ihren existentiellen Leiden, es ist das unverstellte und angstfreie Verhältnis zum Nächsten, das für das innere Klima der Texte verantwortlich ist: Die Mitmenschlichkeit der Autorin.“

„Ich leiste mir von diesem Schubart-Literaturförderpreisgeld Zeit. Freie Zeit. Zeit zum Erspüren von Ideen. Zeit, in der ich Menschen beobachte. Zeit, in der ich ziellos treibe. Zeit, in der ich schreiben und neue Geschichten erfinden kann. Und für diese Zeit möchte ich mich bei Ihnen bedanken.“ (Aus der Dankesrede von Karen Köhler zum Schubart-Literaturförderpreis am 15. März 2015)

2019 erscheint Köhlers Romandebüt „Miroloi“. Das Buch stand auf der longlist des Deutschen Buchpreises 2019.

Jenny Erpenbeck

© Katharina Behling

Jenny Erpenbeck, geboren 1967 in Ost-Berlin. Sie studierte Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität und Musiktheater-Regie an der Musikhochschule „Hanns Eisler“. Neben ihrer Regiearbeit an verschiedenen Häusern schlug Erpenbeck an den 1990er Jahren auch die schriftstellerische Laufbahn ein. 1999 erschien ihr Debüt „Geschichte vom alten Kind“.

2013 erhielt sie für den Roman „Aller Tage Abend“ den Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen. Darin erzählt Erpenbeck ein Frauenschicksal in fünf denkbaren Lebensgeschichten, die ein Jahrhundert europäischer Geschichte umspannen. Sie lote darin die Möglichkeiten des Erzählens aus und überzeuge, so die Jury, mit diesem faszinierenden Gedankenexperiment ebenso wie durch ihre genaue und eindringliche Sprache.

2015 erschien der Roman „Gehen, ging gegangen“. 2017 wurde Jenny Erpenbeck mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Es ist wahr, daß Schubart wilde Spiele gespielt hat ein Leben lang, daß er in Bewegung war auch sein Leben lang, daß er viel mehr Leben hatte als nur eines, daß er schneller gelebt hat als andere, daß er andererseits oft verzweifelt war im gleichen Ausmaß, wie er sich der Welt hingegeben, sie sich genommen hat, daß er andere verletzt, aber sich auch bis zur Selbstaufgabe für andere eingesetzt hat. Durch die Festungshaft aber er für alle Nachgeborenen nun vor allem derjenige, der in den politischen und moralischen Verhältnissen der damaligen Zeit eingezwängt war bis in den Tod, dem seine Welt zu eng war, oder, andersherum, der zu groß war für diese Welt, der nicht anders konnte, als Grenzen aufzusprengen, und an diesen Grenzen doch zugrundegegangen ist. (Aus der Dankesrede von Jenny Erpenbeck zum Schubart-Literaturpreis am 24. März 2013)