„In einem Bächlein helle…“ – Schubart als Komponist

zum Anhören: „In einem Bächlein helle…“ – Schubart als Komponist

Schubart war nicht nur ein begnadeter Klavier- und Orgelspieler, sondern komponierte seit seiner Jugend selbst. Schon als 14-jähriger Schüler auf dem Nördlinger Lyzeum hatte er Klaviersonaten, Choräle und Lieder im Volkston arrangiert. Auch die von ihm an der Orgel in der Geislinger Stadtkirche vorgetragenen Stücke waren meist von ihm.

Während seiner Gefangenschaft auf der Festung Hohenasperg verfasste und vertonte er 1782 dann sein berühmtestes Gedicht: Die Forelle. Es wurde allerdings erst mit Franz Schuberts (1797–1828) Vertonung weltberühmt. Darüber hinaus legte der inhaftierte Schubart mit seinen mehrfach aufgelegten und übersetzten Ideen zu einer Aesthetik der Tonkunst (1785/86) der Nachwelt wichtige musiktheoretische Überlegungen vor.

An Schubarts Wirken als Dichter und Komponist soll in der Geislinger Fußgängerzone ein 1982 eingeweihtes Werk des deutschen Bildhauers Gernot Rumpf (geb. 1941) erinnern. Der sogenannte Forellenbrunnen zeigt zum einen zwei Elefanten, die sich auf das Wappentier der Stadtgründer, der Grafen von Helfenstein, beziehen. Die Forellen im Brunnen sind wiederum eine Anspielung auf Schubarts Gedicht Die Forelle. Die Fischplastiken stellen humorvoll Charakterzüge der Geislinger Bürgerschaft dar, wie es bereits Schubart zu Lebzeiten mit viel Ironie getan hatte. Als zusätzliche Anspielung auf den Dichter steht auf dem Beckenrand ein Schuh mit Bart.

zum Anhören: „Die Forelle“

Die Forelle
 
In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil’
Die launige Forelle
Vorüber wie ein Pfeil.
Ich stand an dem Gestade,
Und sah in süßer Ruh‘
Des muntern Fisches Bade
Im klaren Bächlein zu.
 
Ein Fischer mit der Ruthe
Wohl an dem Ufer stand,
Und sah’s mit kaltem Blute,
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht‘ ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch plötzlich war dem Diebe
Die Zeit zu lang. Er macht
Das Bächlein tückisch trübe,
Und eh‘ ich es gedacht,
So zuckte seine Ruthe,
Das Fischlein zappelt dran,
Und ich mit regem Blute
Sah die Betrogne an.
 
Die ihr am goldnen Quelle
Der sichern Jugend weilt,
Denkt doch an die Forelle,
Seht ihr Gefahr, so eilt!
Meist fehlt ihr nur aus Mangel
Der Klugheit. Mädchen, seht
Verführer mit der Angel!
Sonst blutet ihr zu spät.
 
in: Schubarts Werke in einem Band, hg. v. d. Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, 4. Aufl., Berlin/Weimar 1988, S. 310-311.