Die Geburt des modernen Journalismus: Christian Friedrich Daniel Schubart und Wilhelm Ludwig Wekhrlin

Am 31. März und 1. April 2022 veranstaltete die Schubart-Gesellschaft gemeinsam mit dem Arbeitskreis für Landes- und Ortsgeschichte im Verband der württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine und dem Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart ihre zweite wissenschaftliche Tagung.

Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791) und Wilhelm Ludwig Wekhrlin (1739–1792) waren württembergische Journalisten, die im Zeitalter der Aufklärung in ihren eigenen Zeitungen Kritik an den politischen Verhältnissen übten. In einer Epoche, in der man in Zeitungen und Zeitschriften vor allem Staatstragendes und Unterhaltendes veröffentlichte, waren sie Wegbereiter eines kritischen, meinungsbildenden Journalismus und Vorkämpfer für Meinungs- und Pressefreiheit. Sie wagten es, in der Spätphase des Ancien Régime über die Verfehlungen der weltlichen und geistlichen Obrigkeiten zu schreiben, über deren Machtmissbrauch und die Ausbeutung und Entrechtung der Untertanen.

Für ihre journalistische Courage nahmen beide Männer viel in Kauf: Sie saßen lange im Gefängnis –  Schubart zehn, Wekhrlin fünf Jahre – , ertrugen Berufsverbote, Ausweisungen und Folter. Ihre Lebensgeschichten sind tragisch, voller Brüche und Neuansätze. „Meinungen geäußert zu haben, zu denen sich die Welt nach dreißig Jahren bekenne“ – das hoffte Wekhrlin von sich.

Abendvortrag Deniz Yüzel mit Geschichtsverein Aalen

Die Tagung beleuchtete ausgewählte Aspekte der Biografien Schubarts und Wekhrlins und verortete ihr journalistisches Werk im zeithistorischen Kontext. Höhepunkt der Tagung war der Abendvortrag von Deniz Yüzel. Seine Schilderungen zeigten anschaulich, wie ähnlich es ihm und Schubart einstmals ergangen war.

Auch der Geschichtsverein Aalen e.V. war vor Ort. Gemeinsam besuchte man auch den Hoppenlaufriedhof, auf dem Schubart einst beerdigt wurde und auf dem in den 1950er Jahren die Stadt Stuttgart ein Denkmal für ihn gesetzt hatte.

Auch die Schwäbische Post berichtete über den Vortrag von Yüzel, 3. April 2022.