Der deutsch-türkische Journalist und Publizist Deniz Yücel, Vorsitzender des PEN-Zentrums Deutschland, spricht über aktuelle Fragen im Verhältnis von journalistischer Arbeit, Pressefreiheit und Demokratie.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Stuttgarter Tagung ‚Die Geburt des modernen Journalismus: Christian Friedrich Daniel Schubart und Wilhelm Ludwig Wekhrlin‘ am 31.3./1.4.2022 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart statt (s. https://www.schubart-gesellschaft.de/2022/02/09/2-tagung-der-schubart-gesellschaft/).
Deniz Yücel spricht um 19.30 Uhr im Hospitalhof Stuttgart. Anmeldungen über www.hospitalhof.de, Tel: 0711/ 2068150. Eintritt: 5 Euro.
Der Journalist und Schriftsteller Deniz Yücel hat seit Beginn der Erdogan-Ära unabhängig und kritisch über die politischen Veränderungen in der Türkei berichtet. Die türkische Regierung nahm ihn daraufhin 2017 für ein Jahr in Untersuchungshaft, was in Deutschland eine breite Solidaritätsbewegung auslöste. 2020 verurteilte das türkische Verfassungsgericht den Journalisten in Abwesenheit wegen „Terrorpropaganda“ zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.
Yücel, der seit 2018 wieder in Deutschland lebt, hat seine Arbeit immer als politisches Handeln begriffen und die damit verbundenen persönlichen Risiken mit großem Mut in Kauf genommen. Er hat auf diese Weise die öffentliche Aufmerksamkeit für die Situation in der Türkei geschärft und die türkische Regierung auf höchster Ebene herausgefordert. Erdogan (den Yücel einmal als „lupenreinen Despoten“ bezeichnet hatte) inszeniert sich als Yücels Ankläger; weitere Klagen gegen ihn sind in der Türkei anhängig.
Anfang des Jahres hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Türkei wegen der Verletzung der Menschenrechte Yücels zu einer Entschädigung von 13.300 Euro verurteilt. Für Yücel ist dieses Urteil gerade erst der Anfang. Im ZDF-Interview vom 25.1.22 sagte er: „Ich halte es für geboten, dass der Europarat die Mitgliedschaft der Türkei suspendiert.“
Der Abend mit Deniz Yücel ist eine Kooperationsveranstaltung der Schubart-Gesellschaft, des Arbeitskreises für Landes- und Ortsgeschichte im Verband der württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine, des Instituts für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart und des Evangelischen Bildungszentrums Hospitalhof Stuttgart.